November 2019
Gedenk-Geschenk zum 150. Geburtstag
Bürger wollen an Gustav Landauer erinnern, von E. Kinkel Gedenk-Geschenk zum 150. Geburtstag In der Vorweihnachtszeit ist die Filiale der Parfümerie Douglas am nordwestlichen Kreuzungsbereich von Kaiserstraße und Herrenstraße mit Sicherheit wieder ein wahres El Dorado für kurzentschlossene Geschenke-Sucher. Dass in einem Haus an dieser Stelle der jüdisch-deutsche Schriftsteller und Anarchist Gustav Landauer am 7. April 1870 das Licht der Welt erblickt hatte, dürfte dabei aber nur den wenigsten Parfümerie-Kunden bekannt sein. Doch das soll sich künftig ändern. Eine Bürgerinitiative um den ehemaligen Grünen-Stadtrat Harry Block macht sich nämlich für das Platzieren einer Gedenktafel am Geburtsort von Gustav Landauer stark. Die Tafel soll an Gustav Landauers 150. Geburtstag im Rahmen einer Feierstunde öffentlich präsentiert werden. Außerdem soll an diesem Tag auch noch eine Gedenkvorlesung des Landauer-Experten Siegbert Wolf stattfinden und eine neue Wanderausstellung eröffnet werden. „Wir wollen diesen wichtigen Karlsruher endlich bekannter machen“, begründet Block seinen Vorstoß. Über die Karlsruher Liste (KAL) soll das Anliegen nun in den Gemeinderat gebracht werden. Außerdem will Block in den kommenden Tagen noch weitere Fraktionen des Gemeinderats sowie Gruppen aus dem links-liberalen Spektrum für diese Idee begeistern. Die aktuelle Aktion ist nicht der erste Versuch, um die Erinnerung an Gustav Landauer im öffentlichen Raum zu installieren. Bereits vor 15 Jahren forderte Block mit seiner Parteifreundin Gisela Splett in einem Antrag an den Gemeinderat die Benennung einer Gustav-Landauer-Straße und im November 2017 stieß die KAL mit einem Antrag ins selbe Horn. Nachdem Anfang April im Generallandesarchiv (GLA) 400 bislang unbekannte Aktenseiten zum Tod von Gustav Landauer gefunden wurden, brachte KAL-Stadtrat Michael Haug das Thema erneut in den Gemeinderat. Laut den GLA-Akten wurde der ehemalige Minister der sozialistischen Münchener Räterepublik am 2. Mai 1919 im Gefängnis München-Stadelheim von Soldaten schwer misshandelt und ermordet.
Pikante Randnotiz: In der Gemeinderatsdebatte am 24. November 2017 positioniere sich der damalige CDU-Stadtrat Albert Käuflein mit klaren Worten gegen eine Gustav-Landauer-Straße. Erstens sei die Verwechslungsgefahr mit der Landauer Straße zu groß, argumentierte Käuflein damals. Zweitens solle keine Straße nach einem „kommunistischen, (Bockmist, völlig falsch, GL war ein Kommunistenfeind, ob falsch zitiert oder tatsächlich gesagt,Anm. des Gründer der "Bürgerinitiative") sozialistischen Anarchisten“ benannt werden. In seiner heutigen Funktion als Kulturbürgermeister wählt er allerdings moderatere Töne. „Das waren lediglich pointierte Aussagen im Namen meiner Fraktion. Natürlich war Gustav Landauer eine wichtige Persönlichkeit“, sagt Käuflein. Einer Gedenktafel vor dem Geburtshaus sieht der Bürgermeister jedoch skeptisch. Der Grund: Laut dem städtischen Leitfaden für Erinnerungskultur sollen Gedenktafeln nur an den erhaltenen Geburtshäusern berühmter Persönlichkeiten und nicht an Nachfolgegebäuden angebracht werden.
Von solchen Vorgaben zeigt sich Block allerdings wenig beeindruckt. „Die Stadt hat zum Gedenken dieses bedeutenden Mannes genau Null-Komma-Null unternommen und muss nun neue Wege beschreiten“, sagt Block. Bislang gebe es noch nicht einmal einen Eintrag im digitalen Stadtlexikon. Dass Gustav Landauer eine wichtige Person der Stadtgeschichte ist, daran besteht für Block kein Zweifel. Schließlich verbrachte Gustav Landauer seine gesamte Jugend in der Fächerstadt und legte dabei den Grundstock für seine spätere Karriere als Publizist und Politiker. Nach dem Besuch des Humboldt-Realgymnasiums wechselte Gustav Landauer aufs Großherzogliche Gymnasium, das heutige Bismarck-Gymnasium, das er am 14. Juli 1888 mit der Abiturnote „ziemlich gut“ abschloss. Anschließend studierte er in Heidelberg, Berlin und Straßburg Germanistik und Philosophie. Nach einigen Jahren als Autor zog es den überzeugten Sozialisten nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nach München. Seine Familie war in Karlsruhe ebenfalls verwurzelt. Gustav Landauers Vater Hermann eröffnete 1872 ein Schuhgeschäft in der Langestraße 183. Unterstützung erhalten Block und seine Mitstreiter auch von Hansgeorg Schmidt-Bergmann. „In Karlsruhe haben schon deutlich weniger bedeutende Leute einen Straßennamen erhalten“, sagt der Vorsitzende der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe. In den vergangenen Jahren hat sich Schmidt-Bergmann intensiv mit der Person Gustav Landauer auseinandergesetzt und im vergangenen Jahr im Museum für Literatur am Oberrhein die Ausstellung „Liebe und Revolution. Zwischen Kunst und Politik“ über das Verhältnis von Gustav Landauer und seiner zweiten Ehefrau, der Schriftstellerin Hedwig Lachmann, konzipiert. „Es ist gut, dass man sich seit 20 Jahren auch wieder an die Vertreter der jüdischen Intelligenz wie Gustav Landauer oder Carl Einstein erinnert“, sagt Schmidt-Bergmann. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien viele bedeutende Juden bekanntlich vollkommen zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Es gab bereits Anträge für eine Straßen-Benennung EIN WAHRZEICHEN der Karlsruher Innenstadt war das Geburtshaus von Gustav Landauer in der Langestraße. Die Langestraße heißt heute Kaiserstraße. Das Geburtshaus wurde im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört. Archivfotos: Stadtarchiv GUSTAV LANDAUER wurde in Karlsruhe geboren.
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Hier eine Liste der Geistesrichtungen, Gruppen, Zeitgenossen die er beeinflußt hat, mit denen er kommuniziert hat, mit denen er befreundet war. Deutsche Jugendbewegung, den Expressionismus (Georg Kaiser, Ernst Toller, Alfred Wolfenstein), den deutschsprachigen Zionis-mus (Martin Buber, Ernst Simon, Hans Kohn, Robert Welsch, Arnold Zweig, Gershon Scholem, Nahum Goldmann, Hugo Berg-mann, Ludwig Strauß), den religiösen Sozialismus um Leonhard Ragaz, Eberhard Arnold, die Kibuzbewegung in Palästina, sowie unterschiedlichste Personen wie Else Lasker-Schüler, Margarethe Faas-Hardegger, Margarete Susman, Lida Gustav Heymann, Lou (Louise) Andrea Salomè, Ernst Bloch, Erich Mühsam, Rudolf Rocker, Fritz Mauthner, Augustin Souchy, Robert Bozansky, Max Nettlau, Herbert Wehner, Bruno Taut, Walter Benjamin, Ret Marut / B.Traven, Albert Camus, Oskar Maria Graf, Franz Jung, Leonhard Frank, Otto Gross, Theodor Plevier, Alfred Döblin, Hugo von Hofmannsthal, Max Brod, Franz Werfel, Theodor Heuss, Kurt Hiller, Richard Beer-Hofmann, Hugo Ball, Hermann Hesse, Paul Celan, Manès Sperber, Erich Fried, Peter Paul Zahl und Noam Chomsky. Quelle Siegbert Wolf und Andere /Begleitkatalog zur GL-Ausstellung Am 7. April 2020 wäre er 150 Jahre geworden.
Es wäre doch an der Zeit, entweder über den Gemeinderat oder einfach an den städtischen KulturentscheiderInnen vorbei etwas auf die Beine zu stellen. Er steht bis heute nicht in der Liste bedeutender Personen der Stadt, was eine Schande ist, …... da schweigt des Sängers Höflichkeit ( nicht lachen !), nein sie schweigt eben nicht..... Stadt Karlsruhe Der OberbürgermeisterSTELLUNGNAHME zum Antrag/ Änderungsantrag KULT-Gemeinderatsfraktion GRÜNE-Gemeinderatsfraktion Vorlage Nr.:2017/0630 2017/0738 Verantwortlich:Dez. 6 Zeitnahe Benennung eines Platzes oder einer Straße nach Gustav Landauer Gremium Termin TOP ö nö Gemeinderat 21.11.2017 25 X Bauausschuss (verwiesen aus GR) 01.03.2018 8 X Gemeinderat 20.03.2018 13.1 X Sein Geburtshaus lag in der Kaiserstraße 104 (Ecke Herrenstraße), schräg gegenüber in der Kaiserstraße 183 verbrachte er den Großteil seiner Kindheit. Beide Häuser existieren nicht mehr, an ihrer Stelle wurden Neubauten errichtet. Da der Nachfolgebau an beiden Standorten keinen Bezug zu Gustav Landauer hat, ist die Anbringung einer Gedenktafel an diesen Stellen nicht sinnvoll. Auf diese Stellungnahme des Dezernates 6 ist Folgendes zu antworten. Das ist eine ausgesprochen dürftige und natürlich nicht haltbare Argumentation, denn zwar hat Gustav Landauer seinen Namen nicht in die Mauern des Neubaues geritzt, aber ganz unabhängig von dem dort nach dem Krieg auf dem Grundstück neu errichteten Haus, der Ort ist doch derselbe und bei einem entschiedenen Pazifisten wie ihm, gibt es noch einen besonderen Grund dort ein Zeichen zu setzen, denn das Haus würde noch stehen, hätte man mehr auf ihn und die vielen Pazifisten gehört. Vereinfacht gesagt: genau der Sorte Leute wegen, die ihn ermordet haben, wurde Karlsruhe letzten Endes bombardiert und sein Geburtshaus zerstört. So ist das ! Müssen die Stolpersteine vorm Ständehauskomplex jetzt kritisch gesehen werden, weil sie vor dem Eingang der Stadtbibliothek auf dem Bürgersteig eingesetzt wurden ? Weil dort nun kein normales Wohnhaus mehr, sondern ein ganz moderner Zweckbau steht. Natürlich nicht. Aber da wird wohl mit zweierlei Maß gemessen. Da gibt es noch ein sehr gutes Beispiel: Die Gedenktafel an dem Ort, an dem Karl Drais 1851 gestorben ist, stellt in Ihrer Machart durch Einbeziehung eines Photos des schon 1898 abgerissenen Sterbehauses und eines weiteren Photos der im Prinz Max Palais zurückgehaltenen, völlig unversehrten Originalgedenktafel von 1893, eine sehr gute Verbindung von Historie und Gegenwart dar; schlägt einen schönen Bogen bis in die Zukunft. Für das Verständnis der unveränderbare Bedeutung eines Ortes ungeachtet seiner heutigen Bebauung muss in der Karlsruher Stadtverwaltung also noch geworben werden. Wenige hundert Meter entfernt leistet sich die Stadt eine besondere Peinlichkeit, denn am Eckhaus Pfarrer-Löw-Straße / Hebelstraße hängt seit über 120 Jahren eine falsche Gedenktafel--wenn auch in bester Absicht aber irrtümlich angebracht. Es gibt keinen Beleg dafür, daß Drais dort jemals gewohnt hat.